Impuls: Gott in allen Dingen suchen und finden

Gott in allen Dingen suchen und finden

Stele auf der Vogelsburg

So lautet mein Leitspruch für die spirituelle Seite „Impuls“. Als Schüler in einem Internat, das von Jesuiten geleitet wurde, entdeckte ich in den Schriften des Ignatius von Loyola diesen Satz. Die Erfahrung des Heiligen beeindruckte mich und ich versuchte für diese Erkenntnis offen zu sein. Was sie bedeuten kann, finde ich in folgendem Text von Werner Holter treffend ausgedrückt.

„Ein Schüler fragt seinen Rabbi: Sag mir, wo Gott ist! Darauf antwortet der Rabbi: Sag mir, wo er nicht ist! Der Beitrag von Ignatius zur Frage des Menschen, wo Gott sei, liegt in den Worten: Gott in allen Dingen suchen und finden. Studierenden schrieb Ignatius, sie sollten sich üben, die Gegenwart Gottes in allen Dingen zu suchen, im Sprechen, im Gehen, Sehen, Schmecken, Hören, Denken, überhaupt in allem, was sie tun … Ignatius hat diese geistliche Erfahrung gemacht, und er versucht, seine jungen Mitbrüder dafür zu gewinnen. Es ist als wollte er sagen: Es geht, ihr werdet sehen; haltet euch offen dafür, es kann euch ein Augenblick dieser geistlichen Erfahrung geschenkt werden, der dann euer ganzes Leben tragen wird. In jedem Menschenantlitz, in jedem Gespräch, im Dunkel und im Licht, in der Freude und in der Not menschlichen Lebens, in der Nähe Gottes und seiner Ferne – in allem Gott.

Gott in allem entdecken!
Das ist so radikal anders, als sich der moderne Mensch selber erlebt – dort ist Gott fern vom Alltag, und falls Worte wie Gott fallen, dann sind die, die von Gott sprechen, höchst verdächtig – Gott, ein Wort, so oft missbraucht, so schal. Aber das Anliegen, Gott überall als anwesend und wirksam zu erspüren, besonders im eigenen Leben, in jedem Augenblick, ist zutiefst ein Anliegen von Ignatius. Für ihn bieten sich die Dinge der Welt nur deswegen dar, damit wir Gott noch leichter erkennen können und um so bereiter werden, in Liebe darauf zu antworten. Ignatianische Spirtitualität legt ein großes Gewicht darauf, Gott zu erkennen in den alltäglichen Verrichtungen unseres Lebens, unserer Biografie. Gott ist das aktive und lebendige Prinzip in unserem Lebensstrom, ist die tiefe Anfrage und Einladung zu einem gemeinsamen Weg zu uns selbst hin, zu dem, der wir sein können und sollen – nur wir und niemand sonst.“

(Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Pfr. Werner Holter; Quelle: http://www.sankt-peter-koeln.de/wp/veranstaltungen/elemente-ignatianischer-spiritualitat/)

Manfred Boretzki

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