Impuls: Advent ist Advent

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Advent ist Advent

Kirchenbesucher: „Das ist ja das Letzte! Sie haben hier drin ja gar keinen Weihnachtsbaum! Wenn nicht einmal mehr die Kirche die Traditionen einhält!“ Pfarrer: „Es ist Advent.“
So ähnlich geschehen an einem dritten Adventssonntag in einer Kirche eines Kollegen in Bamberg. Natürlich stehen schon seit Wochen die Bäume in Restaurants und Geschäften. Die Lichterketten erhellen schon die fahlen Straßenzüge. Obwohl alles danach aussieht, es ist noch nicht Weihnachten.
Früher hatten Menschen mehr Gespür für die Taktung der Zeit. Freitag war Fasttag, Sonntag war Festtag. Der Wechsel der Natur prägte den Jahreslauf und den Speisezettel. Die Reihe der Vorbereitungs- und Festzeiten des Kirchenjahres prägte den Alltag. Heute können wir (fast) immer (fast) alles haben. Das ist eine kulturelle und wirtschaftliche Leistung, die wir zu Recht genießen.
Doch dadurch nivelliert sich auch der Jahreslauf. Viele suchen sich dann außerhalb der ursprünglichen Formen einen Rhythmus für das Jahr. Schule/Ferien, Arbeit/Urlaub heißen die prägenden Zeitenwechsel unserer Gesellschaft. Doch das allein genügt oft nicht. Ein Rhythmus für das Leben und das Jahr ist etwas Heilsames. Allerdings streben wir der Natur nach immer dazu möglichst immer möglichst alles zu haben. Wer da ein Auf und Ab möchte, muss sich ausdrücklich darum bemühen.
Alle Religionen kennen solche besonderen Zeiten mit Fasten und ausgelassenem Feiern. Wer immer nur fastet wird trübsinnig und wer immer nur feiert krank. Es braucht die Abwechslung. Wie in diesen Tagen des Advents. Er ist, wie die Zeit vor Ostern, eine Fastenzeit. Advent ist die Zeit der Vorbereitung auf das Geburtsfest des Herrn an Weihnachten. Und es ist die Zeit der Vorbereitung auf den Tag, an dem wir Gott ins Auge schauen am Ende der, bzw. unserer Zeit.
Darum stehen in den Kirchen im Advent keine Bäume, sondern Kränze. So erfahren wir, dass die Pracht und der Schmuck eines Festes etwas ganz besonderes sind. Prächtig und flüchtig, wie die schönsten Momente unseres Lebens. Genauso vorübergehend, wie die Anwesenheit Gottes auf Erden in seinem Sohn.

Matthias Stepper

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