Impuls: Karfreitag

Bild: Pixabay

Karfreitag

„Ich bin müde“, sagt sie leise, „so müde“, und weint still dabei. Eine junge iranische Frau. Vor drei Jahren haben sie ihr Land verlassen.

Sie und ihr Mann hatten sich entschieden, den christlichen Glauben anzunehmen. Ein schweres Vergehen im streng islamischen Iran. Ein Vergehen letztlich gegen den Staat, das nicht ungeahndet bleibt.

Drei Jahre Odyssee, die schließlich in Deutschland endet. Vorläufig. Ablehnung droht. Konvertiten wird oft das Asyl verweigert. „Sie machen das nur, um einen Aufenthalt zu bekommen!“, „Wir glauben Ihnen nicht!“

Unterwegs haben sie ein Kind bekommen. Ein fröhlicher Junge. Warum auch nicht? Aber seine Mutter ist müde. Sie weint viel. Hoffnungslosigkeit hat sie erfasst. Wo sollen wir hin? „Wir hatten eine Wohnung, wir hatten ein Auto, wir hatten ein Zuhause – aber wir können nicht zurück. Wir haben Angst!“

Angst, Ausweglosigkeit, alle Hoffnung zerschlagen – das Gefühl auch der Jünger am Karfreitag. Jesus selbst ist nicht frei davon. „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Nacht und Finsternis können das Herz eines Menschen erfassen. Karfreitag geschieht oft. Kein Grund zum Feiern, ein Anlass zum Mit-leiden, zum Mitgehen mit denen, deren Herz voll Angst und Dunkelheit ist.

Mitgehen aber mit Hoffnung im Herzen, mit dem Vertrauen auf Ostern. Neues Leben ist uns verheißen. Möge das Licht der Auferstehung jeden Menschen erfassen, hineinleuchten in jedes Herz!

Andreas Müller

Zur Impuls-Autorenseite

Impuls: Karfreitag