„Klangweite“ in St. Johannes

Im Rahmen der Festwoche zur Einweihung der restaurierten Orgel der Oberasbacher St.-Johannes-Kirche hat der tschechische Organist und Orgelsachverständge Petr Planý ein Konzert auf der neuen Orgel gegeben.

Das Konzert ließ er mit einem Werk des altfranzösischen Meisters Jacques Boyvin (1659 – 1706) beginnen. Hier konnte Planý dem Publikum typische französische Stimmungen vorführen, denn die Johannesorgel ist im Schwellwerk mit gleich drei Zungenregistern (Dulzian 16′, Oboe 8′ und Clairon 4′) ausgestattet. Die Ausrüstung mit vielen Zungenregistern (Trompete etc.) ist eine Merkmal französischer Orgelbaukunst.

Bachs Präludium und Fuge in e-moll (BWV 548) bildete den zweiten Programmpunkt. Planý trug das opulente Werk souverän und stilsicher vor. Auf modernen Orgeln wird die Fuge oft noch differenzierter registriert, der Organist entschied sich jedoch dagegen und setzte in der Registrierung lediglich Präludium und Fuge voneinander ab. Hier zeigte die frisch intonierte Johannesorgel, dass sie eine „gute Lunge“ hat und mit barockem Silber und barocker Klarheit nicht sparsam sein muss.

Mit einer Fuge eines anonymen tschechischen Komponisten zeigte Planý sein profundes Fachwissen über die historischen Eigenheiten tschechischer Instrumente. Das Werk ist mit eigener Pedalstimme notiert, kann aber so auf alten tschechischen Orgeln nicht gespielt werden, weil letztere meist nur über stark dezimierte Pedale verfügen (also nicht über zweieinhalb Oktaven gehen wie an deutschen Orgeln). Daher nahm er die Pedalstimme mit in die linke Hand: man bekam also tatsächlich einen Höreindruck, wie so ein Werk auf einer tschechischen Orgel klingt.

Absolut herausragend war Planýs Interpretation von César Francks Choral in a-moll: hier konnte der Organist in verschiedenen Klangfarben der frisch renovierten Johannesorgel schwelgen. Planý zeigte, dass man mit der neuen Setzeranlage differenzierte Registrierungen effektvoll nebeneinander stellen kann. Das wäre in dieser Form auf der alten Orgel nicht möglich gewesen.

Den Abschluss bildete das große Orgel-Postludium aus der Glagolitischen Messe des tschechischen Komponisten Leoš Janáček. Mit dem hochvirtuosen und ebenso virtuos vorgetragenen Stück beendete Petr Planý seinen großen europäischen Bogen vom Frühbarock bis in die Moderne.

Die ca. 40 Zuhörer, die gekommen waren, dankten es dem Meister mit lang anhaltendem Applaus. Petr Planý wird in Oberasbach mit Sicherheit weitere Konzerte geben.

(Thomas Reuter)

„Klangweite“ in St. Johannes

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