Impuls: Die Holzkirchen auf Chiloé

Die Holzkirchen auf Chiloé

Im Rahmen unserer jährlichen Reise nach Chile, diesem schmalen, fast 5.000 km langen Land an der Westküste Südamerikas, machten wir zusammen mit unserem dort lebenden Sohn und seinen Kindern eine Fahrt auf die große Insel Chiloé.
Diese liegt etwa 1.200 km südlich von Santiago und ist ca. 84.000 qkm groß. Dort auf der Insel endet auch die weltweit bekannte Straße, die Panamericana, die allerdings hier in Chile nur „Ruta 5“ genannt wird. Eine der Hauptattraktionen sind die teilweise noch gut erhaltenen Kirchen, von denen einige bereits vor über 400 Jahren aus Holz und ohne Verwendung von Metallnägeln und Schrauben erbaut wurden. 16 dieser Kirchen sind seit dem Jahr 2000 Teil des UNESCO Weltkulturerbes. Eine davon, nämlich die in Chonchi, konnten wir besichtigen. Als Baumaterial wurde das Holz der Lärche und der Südbuche verwendet, welches in dem dortigen feuchten Klima nicht fault. Die Innenräume der Kirchen sind sehr farbenfroh gestaltet und mit vielen Statuen und Heiligenbildern versehen. Die Außenfassade ist häufig in leuchtenden Farben gestrichen.
Die ersten Europäer kamen ab 1553 ins Land und ab 1608 begannen die Jesuiten (viele kamen aus Bayern) mit der Missionierung, teilweise mit Methoden, die wir heute nicht mehr akzeptieren würden. Ab 1767 setzten dann die Franziskaner die Arbeit fort, da die Jesuiten nicht mehr im Land geduldet wurden.
Die einheimische Bevölkerung, die Mapuche, widersetzten sich mutig und kriegerisch den eindringenden Spaniern, sodass die Insel wie auch der südliche Teil Chiles viele Jahrzehnte isoliert blieb vom Rest der spanischen Besitzungen. Eigentlich schwelt der Konflikt zwischen einheimischer Urbevölkerung, eben den Mapuches und der vorwiegend europäisch geprägten restlichen Bevölkerung Chiles bis heute weiter. Mapuche bedeutet „Personen (Menschen) der Erde“, wobei die Silbe „che“, gesprochen: „tsche“, Person bzw. Mensch bedeutet. In Argentinien wird „che“ noch heute viel benutzt und meint dort Kumpel oder Kollege. Daher wurde auch der bei uns bekannte argentinische Revolutionär, der dann später zusammen mit Fidel Casto in Cuba die Regierung stürzte, Che Guevara gerufen, obgleich er eigentlich Ernesto, also Ernst mit Vornamen hieß.
Doch zurück zur Holzkirche in Chonchi. Mit dem Bau wurde 1754 begonnen und nach mehreren Unterbrechungen 1859 fertiggestellt. Sie besteht aus drei Schiffen, die über einen Eingangsbereich aus fünf Bögen erreicht werden können. Schon wie bei den übrigen Holzkirchen, wurden auch hier keine Metallnägel, sondern nur Holzdübel verwendet. Ein flacher Steinsockel schützt die Holzkonstruktion vor Feuchtigkeit, denn in Chiloé regnet es sehr viel.
Wir allerdings hatten Glück; auf unserer neuntägigen Reise hat es nur einmal kurz geregnet. Mit vielen schönen Eindrücken versehen und mit Bewunderung für die tolle Bauweise dieser Holzkirchen zur Ehre Gottes traten wir unsere Rückreise nach Concepción an.

Jörg Tinapp

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