Impuls: Es ist Herbst!

Es ist Herbst!

Wir erkennen es in der Natur: Die Pflanzen welken, die Bäume und Sträucher werden bunt und werfen ihre Blätter ab. Dieses Geschehen ist für den Dichter Rainer Maria Rilke Anlass, ein einfühlsames Gedicht zu schreiben:

Herbst

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen,

und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

 

In diesem Gedicht „Herbst“ geht es um einen Vergleich zwischen herabfallenden Blättern und den Menschen, die auch „fallen“ werden, alt werden, sterben müssen. In der Nacht kann man einen Vorgeschmack davon spüren. Mit „Einer“ könnte Gott gemeint sein, der „dieses Fallen“ mit seiner Hand sanft auffängt. Der letzte Vers des Gedichtes erinnert mich an ein Wort des Propheten Jesaja:

„Ich vergesse dich nicht. Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände.“ (Jes 49,15-16)

Manfred Boretzki

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