Jahreskrippe: Erntedank

Erntedank und Erntefeiern gehören zum ältesten Brauchtum der Menschen. Fast immer sind damit religiöse Handlungen verbunden, Dank – Gottesdienste, Ernte – Opfer. Zu deutlich spürt ja der Mensch, wie sehr er bei der Saat und Ernte von den Kräften abhängig ist, die er mit allem Fleiß und aller Mühsal nicht beeinflussen kann, „den Kräften der Natur“, die der gläubige Mensch „Kräfte Gottes“ nennt. Sonnenschein und Regen zu rechter Zeit, die wohltuende oder zerstörende Kraft der Gewitter, die befruchtenden Winde, die wärmende Schneedecke der Winterszeit – wie abhängig ist doch der Mensch von diesen Kräften.

Mag es ihm auch gelingen, die Kraft des Wassers zu beeinflussen, sie in Kanäle zu leiten, sie in Staudämmen aufzufangen, dem zerstörenden Gewitter steht er machtlos gegenüber, und die monatelange verbrennende Glut der Sommersonne vermag er nicht zu kühlen.

In zwei Psalmen singt der alttestamentliche Sänger voll sprachlicher Meisterschaft seinen Dank für den Erntesegen, für Gottes huldvolles Walten in der Natur:

„Du hast die Erde gesegnet, hast sie getränkt und reich bedacht durch den Gottesbach voller Wasser. Du ließest ihr Getreide gedeihen (…) So krönst du das Jahr deiner Güte (…) Man jubelt und singt“ (Psalm 64)

„Dann preisen dich die Völker, o Gott, dann preisen die Völker dich alle: Wenn die Erde darbot ihren Ertrag, dann segnet uns Gott, unser Gott“ (Psalm 66)

Rainer Gast

Jahreskrippe: Erntedank

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