Ach der, der kocht auch nur mit Wasser!
So einen Satz, liebe Festgemeinde, sagen wir immer nur über andere. Das klänge ja sonst wie Selbstbeweihräucherung. Denn wer mit diesem Satz gemeint ist, der muss ansonsten schon ganz gut sein. Außergewöhnlich gut sogar, sonst bräuchte man nicht zu betonen, dass auch der, so wie alle anderen, nur mit Wasser kochte.
Im heutigen Evangelium begegnen wir einer Person, die mit dieser Regel bricht. Na klar, im Evangelium geht es nicht ums Kochen. Darum sagt er auch: „Ich taufe euch nur mit Wasser.“ Doch die Aussage ist für mich die gleiche.
Johannes ist nicht der Messias
Viele Zeitgenossen Johannes des Täufers meinten in ihm mehr zu sehen, als er wirklich war. Sie hielten ihn gar für den Messias selbst. Manch einem Wäre das vielleicht zu Kopf gestiegen. Doch der ruppige Johannes mit seinem rauen Kamelhaarmantel und seinen derben Worten bleibt auf dem Boden. Er weiß, seine Funktion ist eine andere. Er ist „nur“ der Wegbereiter für einen viel größeren.
Auch die Menschen dieser Pfarrei haben in den letzten fünfzig Jahren und schon davor in der Filialzeit vieles sehr gut gemacht. Durch die Taufe haben gut 2000 Menschen in die Gemeinschaft mit Gott gefunden. 1700 Jugendliche sind in der Firmung mit dem H1. Geist gestärkt worden. Viele fanden eine Heimat in den Gruppen und Kreisen und sind ihrer Gemeinde treu geblieben bis heute.
Vor fünfzig Jahren, in einem Umfeld in dem alles in und um Nürnberg wuchs, wurde auch die Gemeinde St. Johannes immer größer. Anfangs, nach dem Krieg startete St. Johannes noch als Filiale von St. Josef in Zirndorf. Doch mit den vielen Heimatvertriebenen und denen die beruflich in das Umland Nürnbergs zogen hatte die Gemeinde zur Zeit der Pfarrerhebung schon knapp 5000 Katholiken. Damit war sie zur damaligen Zeit zu groß für eine Filiale geworden. So wurde am 1. April 1965 die Filiale zur eigenen Pfarrei erhoben. Gründungspfarrer wurde der langjährige Kaplan Hermann Spies.
Zehn Jahre später, als die Zahlen schon zu stagnieren begannen, baute die Pfarrei diese neue Kirche, mit viel Eigenleistung und persönlichem Einsatz von Mitgliedern der Gemeinde. Am
12. Oktober 1975 wurde die Kirche vom Bamberger Erzbischof geweiht.
Wir feiern nicht Johannes, sondern mit Johannes
Heute feiern wir also dieses doppelte Jubiläum. Und jetzt stellen sie sich vor, jemand würde uns eine Glückwunschkarte schicken mit dem Spruch: Ihr kocht auch nur mit Wasser! Mit Recht würden wir das als Frechheit empfinden, wären enttäuscht. Denn über wen man so was sagt, den umgibt die Aura des Mangelhaften.
Und tatsächlich feiern wir ja dieses Jubiläum auch in einer ganz anderen Situation, wie sie damals war. Trotz der vielen Zuzüge ist die Zahl der Katholiken heute fast schon wieder auf dem Stand von vor fünfzig Jahren. Die Kirche nur vierzig Jahre nach dem Bau schon zu groß für die Zahl der Mitfeiernden. Die Gesellschaft verändert sich. Das geht an uns nicht spurlos vorüber.
Denn auch wir kochen nur mit Wasser. Will in dem Zusammenhang heißen: Wir können uns und dürfen uns gesellschaftlichen Veränderungen nicht entziehen. Wir sind nicht besser wie andere. Sodass wir uns über die Gesellschaft erheben könnten. Sich auf diese Situation einzulassen ist eine schmerzhafte Angelegenheit. Gerade weil viele in der Kirche Veränderung als Verlust empfinden.
Für mich birgt diese erzwungene Veränderung auch eine Chance. Die Chance das Pfarrleben nicht als Ziel, sondern als Durchgangsstation zu verstehen. Unser Pfarrpatron hat das so gemacht. Obwohl so viele zu ihm strömten hat er sich nie als Ziel des Wegs gesehen. Er war sich bewusst, nur Wegbereiter für einen viel Größeren zu sein.
Wegbereitend, heißt darum unser Jubiläumsmotto. Das ist für mich Ausdruck für das Selbstverständnis unserer Pfarrei. Ziel kann es nicht sein, das Leben der Pfarrei über
noch mal fünfzig Jahre zu konservieren und alle Anstrengung darauf zu verwenden. Für mich kann es nur ein Ziel geben, Menschen Wege zu Gott zu bereiten.
Wie diese Wege aussehen werden, kann heute niemand sagen. Nur versuchen können wir, solche Wege anzubahnen. Einige Schritte in diese Richtung unternehmen wir ja schon. Denn nicht nur andere müssen sich auf den Weg machen. Auch wir selbst sind schließlich auf
dem Weg – ganz persönlich und als Pfarrei. Unterwegs zu dem Einzigen der nicht mit Wasser kocht.
Pfarrer Matthias Stepper 05.07.2015