Impuls: Würdig oder bedürftig

Würdig oder bedürftig

Bild: Johannes Simon
In: Pfarrbriefservice.de

Ein römischer Hauptmann aus Kafarnaum hat in der Kirche eine große Karriere gemacht. Seine persönliche Zurückhaltung und Bescheidenheit gegenüber Jesu Bereitschaft in sein Haus, das Haus eines Nichtjuden zu gehen, um seinen Diener zu heilen, drückt er darin aus, dass er sich als „nicht würdig“ für diesen Besuch ansieht.

Diese sehr persönliche Einstellung des Hauptmanns ist seit dem 10. Jahrhundert sozusagen ein „Pflichtgebet“ vor dem Empfang der Kommunion: „Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehst unter mein Dach“.

Mag sein, dass es viele theologische Begründungen gibt, diesen Satz vor die Kommunion zu setzen, aber es bleibt immer ein Widerspruch zum bedingungslos liebenden Gott, der verkündet wird: eine Liebe, die die Würde in Frage stellt und sei es nur die eigene, kann es nicht geben.

Ist für einen reflektierten Glauben nicht vielmehr die Erfahrung hilfreich, dass es in unserem Inneren einen Raum gibt, in dem Gott bereits wohnt, wie es die Mystiker wussten und Paulus im Korintherbrief schreibt?

Wenn wir diese Gotteserfahrung erwarten, ersehnen und erhoffen, können wir in einer kleinen Abwandlung auch sagen: „Herr, ich bin bedürftig, dass Du eingehst unter mein Dach“.

Urban Führes

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