Impuls: Aus welcher Kraft können wir leben?

Impuls vom 25. Juni: Aus welcher Kraft können wir leben und was können wir einbringen?

Gedanken von Gudrun Gärtner

„Die Macht des Bösen banne weit, schenk deinen Frieden allezeit. Erhalte uns auf rechter Bahn, dass Unheil uns nicht schaden kann.“

GL 342

In dieser 5. Strophe aus dem Pfingstlied steckt ein großes Vertrauen auf die Kraft des Heiligen Geistes. Der Beter macht deutlich, dass mit Gottes Geist dem Bösen widersprochen, dem Frieden Tür und Tor geöffnet werden kann. Der christliche Glaube an den Heiligen Geist, als Macht und Kraft des Guten zeigt eine positive und optimistische Grundhaltung zum Leben. Sie ist eine Möglichkeit auf die Frage der Theodizee, auf die Frage: „Warum muss ich dieses Schicksal erleiden? Warum hat mich das getroffen? Warum müssen Menschen leiden?“ aus meinem Herzensgrund um Beistand zu bitten und dabei handlungsfähig zu bleiben.

Wir dürfen Gottes Kraft für uns erwarten

Mitten im Leid, im Krieg, im Streit oder in einer anderen Not wird dem Heiligen Geist zuerkannt, dass er wirkmächtig ist und der Mensch sich dem Übel entgegenstellen kann. Gleichzeitig wird betont: „Schenk deinen Frieden allezeit!“ Das zeigt, dass Menschen diesen göttlichen Frieden allezeit nötig haben und nicht aus eigener Kraft Frieden schaffen können. Hier kommt deutlich heraus, welche begrenzte Macht wir Menschen haben, aber welche Kraft wir uns von Gott erwarten dürfen, weil er der Friede, der Heilige, der Weise und der Liebende ist. Wir denken an den Friedensgruß, wie Jesus ihn den Jüngern so viele Male zugesprochen hat und wir ihn uns bei der Heiligen Messe schenken lassen und weitergeben.

In diesem Lied verbinden sich mehrere Haltungen der Christenheit: Die Hinwendung an Gott, die Bitte um Abwendung des Bösen, des Leides aber auch das Vertrauen und die Einsicht, dass Gott größer ist als Menschen denken oder fühlen können. Dies zeigt sich bereits bei Hiob im Alten Testament, der dies schrittweise lernen muss und lernt. Gottes Wege sind nicht von uns verstehbar und durchschaubar. Er bleibt der ganz andere, der mehr Überblick hat und dem wir unsere Wege anvertrauen dürfen (Psalm 23), weil er sie zum Ziel führt.

Erkenne das Leben als sinnvoll, kostbar und lebenswert

In dem Buch der Psychotherapeutin Elisabeth Lucas, „Sehnsucht nach Sinn“ bekräftigt die Autorin die Möglichkeit der Widerstandskraft jedes Menschen gegen Depressionen, Verzweiflung und Resignation. Sie erinnert an Victor Frankl, der selbst als Jude das Leben im KZ überlebte. Er betonte die geistige Dimension jedes Menschen. Auch unter widrigsten äußeren Bedingungen, wie einer schweren Krankheit oder Behinderung ist es demnach möglich, sein Leben als sinnvoll zu erkennen und es für sich als kostbar und lebenswert zu deuten, sowie Möglichkeiten zu finden, um daraus neu hervorzugehen.

Die Kraft des Heiligen Geistes

Als Christin sehe ich in dieser geistigen Dimension die Kraft des Heiligen Geistes, die wir erbeten können, die uns hilft und stärkt, wenn wir am Boden liegen. Mit dieser Kraft ist es möglich, wie uns immer wieder Menschen vorgelebt haben, Ungewöhnliches zu tun, Unerwartetes zu schaffen, Ungeahntes zu leben und neuen Sinn für sich selbst, im Leben anderer, in meiner Pfarrgemeinde oder Kirche, oder in dieser unheilvollen aber auch wunderbaren Welt zu finden.

Heute wird in der Psychologie von Resilienz, Widerstandskraft, gesprochen. Kurse für Manager und Pädagogen sollen diesen Gedanken weitertragen. Wir Christen wissen darum, seit den Jüngern, die lernten: „Der Herr ist auferstanden! Er lebt! Gott hat ihn vom Tod auferweckt!“ und „Wir haben den Heiligen Geist empfangen, den Beistand! Wir müssen es weitererzählen, was Gott an Jesus getan hat!“ Diese Hoffnung und Kraft haben die Apostel und die vielen Frauen der ersten Stunde angetrieben und sie haben unwahrscheinlich viel dafür getan unter Einsatz ihres eigenen Lebens.

Mit Gottes Geist leben, sich von ihm stärken zu lassen und sich einzusetzen, damit Menschen nicht am Boden liegen, sondern aufstehen und neue Lebensfreude gewinnen, dies könnte ein Schlüssel sein, eine positive Antwort, die weiterhilft.

Gudrun Gärtner

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