Kinderbrief: Franz von Assisi

Nachricht für dich: Franz von Assisi

Liebe Kinder,

auf dem Heimweg von einer Ministrantenfahrt nach Rom haben wir 1995 Stopp gemacht in Assisi, einer Stadt in Umbrien. Man hat uns dort vom wohl berühmtesten ehemaligen Bewohner dieses Ortes in Italien erzählt: Dem Heiligen Franz.

Er wird 1182 in Assisi geboren. Assisi liegt in Italien, deshalb ist sein Name eigentlich Francesco. Seine Eltern sind reiche Kaufleute, wohnen in einem der schönsten Häuser und verwöhnen ihren Sohn.

Ähnlich, wie Kinder heute, ist Franz lieber draußen, spielt mit Freunden und tobt herum, als in der Schule still zu sitzen und zu lernen.

Francesco wird erwachsen, er steht gerne im Mittelpunkt, kleidet sich stets modisch und weiß genau, was gerade angesagt ist. Er ist bei allen beliebt, singt gerne und erzählt Geschichten. Die Leute finden ihn toll und seine Eltern macht das sehr stolz.

Mit 20 Jahren zieht Franz in den Krieg – das verändert sein ganzes Leben, es geht ihm zum ersten Mal richtig schlecht. Er träumt, dass er umkehren soll und das tut er. Er kehrt nach Hause zurück, auch wenn ihn alle dafür auslachen, als Feigling beschimpfen und seine Eltern von ihm enttäuscht sind. Jetzt arbeitet er bei seinem Vater im Geschäft, aber auch das macht ihn nicht glücklich. Er hat ja gesehen, wie es in der Welt aussieht, dass es vielen Menschen nicht so gut geht, wie ihm. In seiner freien Zeit sucht er sich stille Plätze, an denen er für sich ist und in Ruhe nachdenken und zu Gott beten kann. Er will herausfinden, was er wirklich anfangen soll mit seinem Leben.

Francesco hat jetzt einen völlig neuen Blick auf die Welt, er sieht die Unterschiede zwischen den reichen und armen Menschen, erkennt die Ungerechtigkeiten. Ihm wird klar, dass endlich einer helfen muss und er will gleich damit anfangen. Er trägt sein Geld zu den Armen, versorgt sie mit dem Nötigsten, kümmert sich, macht Mut. Bei seinen alten Freunden macht er sich damit unbeliebt, sie verstehen ihn nicht mehr, tun ihn als Spinner ab.

Das stört ihn aber gar nicht, viel schlimmer ist es, als sein eigener Vater von ihm verlangt, sich wieder anders zu verhalten und zu kleiden, die Familie nicht mehr zu blamieren. Er verbietet ihm, das Geld zu den Armen zu tragen und verlangt, dass er sich endlich wieder normal benehmen solle. Francesco wird klar, dass sein Vater ihn überhaupt nicht versteht und so wirft er ihm seine Kleider vor die Füße und ruft: „Jetzt bin ich dir nichts mehr schuldig, Vater!“

Mit einem geschenkten Mantel bekleidet und barfuß verlässt Francesco seine Heimatstadt und zieht in die Welt hinaus. Er ist gerade einmal 25 Jahre alt. Es gibt nur noch einen, den er Vater nennt und das ist Gott.

Jesu Worte werden nun sein Lebensprogramm. Er begreift, was er zu tun hat und endlich ist er wieder fröhlich und glücklich. Er zieht durch die Gegend und erklärt den Menschen, dass Gott keine Unterschiede zwischen den Menschen will, dass es ungerecht ist, wenn die einen ganz viel und die anderen gar nichts haben, dass sie einander helfen und sich besonders um die Kranken kümmern sollen.

Bald gibt es Menschen, die sich Francesco anschließen, die auch so leben wollen wie er. Sie tun  sich als eine Gemeinschaft zusammen, verdienen sich als Bauern ihren Lebensunterhalten und leben auch von Geschenken. Die Männer in seiner Gemeinschaft nennen sich Brüder. Es gründen auch Frauen eine Gemeinschaft, eine von ihnen ist eine Freundin von Franz: Klara. Bis heute gibt es diese Ordensgemeinschaft, die den Regeln des Heiligen Franziskus (so wird er bei uns genannt) folgen.

Er ist nun für alle nur noch Bruder Franz – so kennen wir ihn auch bis heute. Während er zu Beginn seines Lebens gerne im Mittelpunkt stand, weil er sich so wichtig nahm und auf Äußerlichkeiten achtete, ist er nun bei den Menschen beliebt, weil er ganz anders ist. Es geht ihm nicht mehr darum, besonders zu sein, er will für alle Menschen ein Bruder sein, der da ist, wenn man ihn braucht.

Er hatte aber auch ein großes Herz für Tiere und Pflanzen, betrachtete die ganze Schöpfung Gottes als seine Brüder und Schwestern. Vielleicht habt ihr schon einmal von seinem Sonnengesang gehört oder ihn als Lied „Lauda to si“ gesungen. In diesen Zeilen werden sein Lob auf alles, was da ist und auch seine Dankbarkeit dafür spürbar. Aus seiner Sicht, haben wir die Erde und alles, was auf ihr ist von Gott geschenkt und anvertraut bekommen. Das bedeutet aber eben auch, dass wir uns darum kümmern, dafür sorge tragen, sie schützen  müssen und dazu ruft er alle auf.

Mit den Jahren bereitet Bruder Franz das Gehen immer mehr Schmerzen, er sieht immer schlechter und erblindet schließlich. Am 3. Oktober 1226  stirbt er. Sein Grab ist in der Kirche San Francesco in Assisi. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob diese Kirche nach seinem Geschmack wäre, bzw. bin ich mir ziemlich sicher, dass sie ihm zu groß und zu prunkvoll wäre.

San Damiano wäre ihm da wahrscheinlich viel näher gewesen. Diese Kirche half er wieder aufzubauen, nachdem er die Worte: „Franziskus, geh hin und stelle mein Haus wieder her, das, wie du siehst, schon ganz verfallen ist“, vernommen haben soll. Das Kreuz von San Damiano unter dem er diese Worte gehört haben soll, hängt heute in Santa Chiara in Assisi. Viele Jahre lang haben Kommunionkinder in St. Johannes das Kreuz von San Damiano in klein zur Erstkommunion geschenkt bekommen. Die Heilige Klara gründete hier die Gemeinschaft für Frauen, die Klarissen – benannt nach ihr.

Zu Beginn des Oktobers, am 4.10.,  ist der Gedenktag an den Heiligen Franz von Assisi. Anfang Oktober feiern wir auch Erntedank, loben und preisen Gott für alles, was er uns schenkt. Das passt, finde ich, sehr gut zusammen. Wenn ihr Lust habt, macht doch einen Spaziergang und überlegt, für was ihr alles danken möchtet. Ich schicke euch auch ein Bild von dem Kreuz von San Damiano mit – im Internet findet ihr auch Ausmalbilder dazu. Wer Lust hat, kann den Sonnengesang des Franz von Assisi singen. Übrigens heißt unser Papst seit seiner Wahl Franziskus. Diesen Namen hat er aus Wertschätzung für Franz von Assisi gewählt und weil er ihn als Vorbild in seinem Leben und für seinen Dienst sieht.

Liebe Grüße

Alexandra Wieland

Kinderbrief: Franz von Assisi