Impuls: Boten Gottes – neben uns

Boten Gottes – neben uns

„In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl …“ – wie oft hat man den Beginn des Weihnachtsevangeliums schon gehört. So vertraut ist es einem, dass man bisweilen versucht ist, gar nicht mehr richtig hinzuhören. Dabei kann einem so manche scheinbare Kleinigkeit entgehen. Wie etwa in Vers 9, wo Lukas über die Hirten schreibt: „Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen …“. Da scheint doch etwas nicht zu stimmen: Sind wir es von unseren Krippendarstellungen nicht gewohnt, dass der Engel hoch über der Krippe schwebt? Und dann hier: „er trat zu ihnen“?

Der gewaltige Sternenhimmel hätte sich als Ausgangspunkt für die Verkündigung der Heilsbotschaft angeboten. Doch genauso wie der menschgewordene Gott als verletzliches Kind in der Krippe liegt und nicht etwa vom Himmel herniederfährt, ist auch der Engel „geerdet“. Gottes Botschaft, dass sie sich nicht fürchten sollen, erreicht die Hirten auf Augenhöhe. Der Engel tritt der Furcht und Überforderung der Hirten entgegen; er ist für sie da, neben ihnen. So ermutigt, machen sich die Hirten auf den Weg.

Auch uns begegnen Menschen, die uns aufrichten. Wenn einem etwas Unangenehmes passiert ist, wenn man selbst nicht mehr weiter weiß: Da tut es gut, wenn jemand zu uns tritt, der für uns da ist, auf gleicher Ebene, der Gottes Heilsbotschaft in unsere Welt hineinträgt. Es tut gut, wenn man sich aufeinander verlassen kann. Und so richtet sich die Botschaft letztlich an uns alle selbst: „Werde, so es in deiner Macht steht, selber zum Boten der Menschenliebe Gottes!“ Nicht nur an Weihnachten.

Tobias Herber

 

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