Was Fußball richtig macht
Fußball-EM in Deutschland – volle Stadien, feiernde, fröhliche Menschen. Viele, die den Alltag, die Sorgen vergessen und sich dem Gemeinschaftserlebnis hingeben. Massen, die sich die Spiele im Fernsehen oder beim Public Viewing anschauen und nach dem Sieg der eigenen Mannschaft hupend im Autokorso durch die Innenstädte fahren.
Die Kirche könnte neidisch werden. Fans, die jedes Wochenende zu den Spielen ihres Vereins pilgern, bilden ja im besten Sinne eine Glaubensgemeinschaft, in der die zentralen Begriffe Glaube, Liebe und Hoffnung aus dem neuen Testament eine wichtige Rolle spielen. Wie schafft es dieser Sport, die Menschen glücklich zu machen, während zeitgleich die Kirchen immer leerer werden und Meldungen zu lesen sind, dass im vergangenen Jahr wieder viele aus der Kirche ausgetreten sind? Offensichtlich ermöglicht der Glaube an das eigene Team den Zusammenhalt und Verbindung zwischen den Fans, die sie in den Gottesdiensten meist nicht mehr finden. Der evangelische Theologe Christoph Quarch sagt in einem Interview mit dem Deutschlandfunk: „Der Fußball öffnet den Menschen einen Raum, einen Spielraum, indem er in einem intensiven Sinne sein eigenes Lebendigkeitspotenzial entfalten kann. Und wenn wir es genau nehmen, ist das der Sinn von Spiritualität. Spiritualität hat nichts zu tun mit Moral oder mit Ethik oder mit Dogmen. Spiritualität ist zunächst einmal nichts anderes als eine Erfahrungsform intensiver echter gesteigerter Lebendigkeit.“
Den Menschen so eine intensive, gesteigerte Lebendigkeit zu bieten, das könnte die Kirche sich vom Fußball abschauen. Lassen wir uns doch einfach mal anstecken von dieser Fröhlichkeit, vergessen wir für eine Weile unsere Sorgen um die Zukunft und freuen uns an den schönen Dingen des Lebens, zum Beispiel beim Pfarrfest am 7. Juli.
Andrea Kotva
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