Paraklet
Im Bibelkreis beschäftigen wir uns seit über zwei Jahren mit dem Johannesevangelium. Gerade arbeiten wir mit den „Abschiedsreden“, schwere Kost am Abend nach einem anstrengenden Tag. Ich habe Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren, Gedanken schwirren durch meinen Kopf: Warum tue ich mir das an, warum bin ich nicht auf meinem gemütlichen Sofa geblieben? Doch auf einmal werde ich aufmerksam: es ist vom „paráklētos“ die Rede, dem Beistand, den Jesus den Jüngern verspricht, wenn er nicht mehr bei ihnen sein wird. Andere Bibelübersetzungen nennen ihn Mutbringer, Fürsprecher oder Tröster. Wir sprechen heute vom Heiligen Geist, der unser Leben durchdringt und den wir an Pfingsten feiern. Durch Jesu Tod und Auferstehung haben wir diesen Beistand erhalten, so sagt es das Johannesevangelium.
Eugen Drewermann formuliert es so: „Wir selber tragen Gottes Atem in uns, [… ] und alles, was wir aus 2000 Jahren Kirchengeschichte lernen können, ist eigentlich nur dies: dass wir immer wieder das Leben selber töten würden, ließen wir uns in eine Religion buchstäblich der Geistlosigkeit einzwängen. Je mehr Traditionen, Gesetze, Verordnungen und beamtetes Tun in Sachen Religion walten, desto weiter weg von der Haltung Jesu, desto weiter entfernt von Gott selber befinden wir uns.“ [Eugen Drewermann, in: Das Johannes-Evangelium, Patmos-Verlag 2003]
Nach Drewermann verbindet der paráklētos, der Mutbringer, alle Menschen, gleich welcher Religion, mit Gott und so auch miteinander. Was für ein schöner Gedanke! Er lässt mich hoffen, dass dieser Geist auch an den Kriegsschauplätzen dieser Erde, wo Menschen im Namen von Religion gegeneinander kämpfen, seine Wirkung tut. Vielleicht kann es so irgendwann Frieden werden.
Andrea Kotva
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