Nachricht für Dich: Thomas
Liebe Kinder,
kürzlich bin ich gefragt worden: Kann das stimmen, dass Jesus gestorben und wieder auferstanden ist? Wenn man tot ist, dann ist man tot und lebt nicht plötzlich wieder. Das geht doch gar nicht, oder?
Diese Fragen und Zweifel sind nicht neu. Sie quälten schon den Apostel Thomas (Johannes 20,19-31). Thomas war ein Jünger Jesu und zählte zu seinen 12 engsten Freunden. Petrus und der Jünger, den Jesus liebte hatten das leere Grab gesehen, Maria von Magdala war dem auferstandenen Jesus begegnet und hatte den Jüngern davon erzählt. Trotzdem fürchteten die Jünger sich immer noch, dass sie vielleicht auch getötet werden könnten, weil sie Jesu Freunde waren und sie trauerten immer noch um ihn. Der Evangelist Johannes erzählt, dass Jesus plötzlich in die Mitte seiner Jünger trat und, dass er ihnen den Frieden wünschte, er ermunterte sie, wieder unter Menschen zu gehen mit seiner Botschaft und er gab ihnen auch die Kraft dazu. Einer seiner Jünger, Thomas, war an diesem Tag nicht bei den anderen und als sie ihm von ihrer Begegnung mit Jesus erzählten, konnte er es nicht glauben. Er wollte Jesus mit eigenen Augen sehen, seine Wunden von der Kreuzigung berühren – ihn fühlen. Jesus tat ihm den Gefallen und kam ein zweites Mal – Thomas war anwesend und glaubte nun auch, weil er Jesus mit eigenen Augen gesehen hatte. Jesus aber sagte, und diese Worte richten sich an alle Christen – also auch an uns heute: Wir sollen glauben, ohne zu sehen!
Im Grunde wäre es doch wirklich schön, wenn Jesus an einem Sonntag einfach die Kirchentür öffnen und mitten in den Gottesdienst spazieren würde. Sozusagen als Beweis, dass das alles wahr ist, was wir in der Bibel lesen. Aber genau davon sollen wir unseren Glauben nicht abhängig machen. Auch wenn es uns in unserem Leben immer wieder ganz schön schwer erscheinen mag. Glaube bedeutet eben nicht, dass man Beweise geliefert bekommt, einen Tatsachenbericht nachlesen oder Bilder vom Auferstandenen googlen kann. Glauben heißt im Grunde genommen, mit dem Herzen sehen.
An Pfingsten hören wir, dass die Jünger endlich die Kraft finden, um Jesu Botschaft in alle Welt hinaus zu tragen. In der Apostelgeschichte ist die Geschichte der entstehenden Kirche, der ersten Gemeinden aufgeschrieben.
Diesen Sonntag hören wir folgenden Abschnitt:
Die Menge derer, die gläubig geworden waren, war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam. Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung Jesu, des Herrn, und reiche Gnade ruhte auf ihnen allen. Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt. Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften ihren Besitz, brachten den Erlös und legten ihn den Aposteln zu Füßen. Jedem wurde davon so viel zugeteilt, wie er nötig hatte. (Apostelgeschichte 4,32-35)
Das klingt ja jetzt wirklich zu schön, um wahr zu sein, oder? Alle waren ein Herz und eine Seele? Da gab es keinen Streit? Keiner war neidisch oder eifersüchtig? Niemand hat gemotzt oder war unzufrieden? Sie hatten alles gemeinsam? Keiner war arm? Oder verlassen – auf sich gestellt? Alles haben sie geteilt? Sogar das eigene Zuhause wurde verkauft und alles der Gemeinde gegeben? Das geht mir jetzt aber wirklich zu weit. Wenn ich mir vorstelle, ich soll alles hergeben und mit allen teilen? Und dann sitzen wir zusammen und haben uns alle lieb?
Das klingt nicht nur zu schön. Es ist auch wirklich keine Schilderung, wie es tatsächlich war. Der Evangelist Lukas, der auch die Apostelgeschichte geschrieben hat, teilt hier mit, worauf es ankommt in einer Gemeinde: Gerechtigkeit, füreinander da sein, offen sein für die anderen. Wenn ihr so wollt, ist es seine Wunschvorstellung von einer perfekten Gemeinde, sein Traum, wie es sein sollte.
Eine Gemeinde, die wirklich 100 prozentig im Sinne Jesu funktionierte, gab es wohl schon damals nicht. Aber stellen wir sie uns doch mal vor. Sie trafen sich noch nicht in Kirchen, die gab es da noch gar nicht. Sie trafen sich entweder im Tempel der Juden oder bei jemandem zu Hause, wo alle Platz hatten. Wir reden jetzt auch nicht von so großen Gemeinden, wie heute, sondern von Gruppen, wie ihr sie bei einer größeren Geburtstagsfeier vielleicht schon erlebt habt. Der Tisch wurde in der Mitte gedeckt mit Brot und Wein (ihr erinnert euch, beim letzten Abendmahl gab Jesus den Auftrag, seine Worte, sein Handeln immer wieder zu seiner Erinnerung zu wiederholen: Das ist mein Leib. Das ist mein Blut. Tut dies zu meinem Gedächtnis.), Jesu Botschaft wurde weitergegeben (mündlich, denn auch die Bibel gab es damals noch nicht), man tauschte sich aus, wie es allen in der Gemeinschaft ging und half einander, wenn es möglich war.
Vielleicht möchtet ihr das einmal zu Hause nachspielen. Ihr könnt euch auch einfach im Kreis auf den Boden setzen. In die Mitte stellt ihr eine Kerze, Brot (ihr könnt es auch selbst backen) und Weintrauben, wenn ihr möchtet könnt ihr die Bibelstellen nehmen, die in diesem Brief abgedruckt sind oder einfach eure Lieblingsbibelstelle. Baut Zeit für ein Gespräch über Sorgen und Nöte aller Anwesenden (ihr könnt es auch als Fürbitten gestalten und dabei an Menschen denken, die nicht bei euch sein können und, was ihr für sie erbitten möchtet / oder wofür ihr Gott gerade danke sagen wollt) ein und wenn ihr Lust habt, singt gemeinsam ein Lied, oder auch mehrere. Dann könnt ihr ein Vaterunser beten, dieses Gebet hat Jesus seinen Jüngern beigebracht, als sie wissen wollten, wie sie mit Gott sprechen, wie sie beten sollen. Zum Schluss segnet euch gegenseitig, wünscht euch alles Gute. Das Brot und die Trauben könnt ihr dann im Anschluss gemütlich miteinander essen und die Familienzeit genießen.
Ich hoffe, für jeden von euch ist für die kommende Zeit etwas dabei in diesem Brief und wünsche euch eine gute Zeit und hoffentlich einen schönen Start in der Schule.
Alexandra Wieland
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