Kinderbrief: Erstkommunion

Nachricht für dich: Erstkommunion und Johannisfeuer

Liebe Kinder,

am 19. Juni feiern  über 20 Kinder aus unserer Pfarrgemeinde ihre Erstkommunion. Über ein Jahr mussten sie darauf warten. Jetzt ist es wirklich Zeit, dass sie ihren großen Festtag endlich feiern dürfen.

Ich kann mich noch sehr gut an meine Erstkommunion erinnern. Das war 1988. Nachdem ich nie so das typische Mädchen war (ich gehörte eher zu den Kindern, denen man beim Verlassen des Hauses sagen musste, dass sie bitte wenigstens sauber bei einer Veranstaltung oder einem Fest ankommen sollten), beendete ich die Kleider-Einkaufstour kurzerhand mit den Worten: „Ich ziehe das Kleid von meiner Cousine und meiner Schwester an.“ Meine Mama fing also an, das alte Kleid wieder neu auf zu hübschen – es hatte schon einige Jahre im Schrank gehangen. Die nächste Überlegung galt der Frisur – meine Meinung zählte hierbei leider nicht, denn die anderen Frauen der Familie hatten sehr konkrete Vorstellungen. Leider bedeutete das für mich eine echte Tortur beim Haareinflechten und –hochstecken. Und es war ja nicht mit einmal getan. Die Frisur musste ausprobiert und geübt werden, für den Termin beim Fotografen sitzen und natürlich am eigentlichen Erstkommuniontag schon früh am Morgen gemacht werden.

Am Samstag war die letzte Probe. Wir bekamen unsere Sitzplätze, einige Kinder durften Aufgaben im Gottesdienst übernehmen, wir probten die Fürbitten und wir übten, wann wir zum Altar nach vorne kommen sollten. Und dann hat uns der Pfarrer eine ungeweihte Oblate in die Hände gelegt, wir lernten, wie wir die Hände halten und wann wir „Amen“ sagen sollten. Als ich nach Hause kam, war ich ganz aufgeregt und erzählte meiner Mama, dass ich den Leib Christi heute schon essen durfte. Natürlich wusste meine Mama wieder alles besser und erklärte mir, dass sei keine gewandelte Hostie gewesen und damit auch kein Leib Christi, sondern eben nur so etwas Ähnliches wie die Backoblaten in der Weihnachtsbäckerei.

Der Erstkommuniontag kam und ich war unglaublich aufgeregt. An diesem Tag genoss ich es dann doch, so schick zu sein. Wir gingen in die Kirche und wir Kinder standen im Mittelpunkt. Der Pfarrer predigte extra für uns und dann durften wir zum ersten Mal zu Kommunion gehen, Jesus ganz nahe sein. Das war sehr aufregend und ein kribbeliges Gefühl. Jahrelang hatte ich darauf gewartet. In jedem Gottesdienst hatte ich darum gebettelt, auch die Kommunion empfangen zu dürfen. Aber es gab immer „nur“ ein Segenskreuzchen. Nun gehörte ich endlich richtig dazu, durfte die Kommunion empfangen, war eine der Großen. Nach dem Gottesdienst feierten viele liebe Familienangehörige mit mir und am Nachmittag gab es noch eine Dankandacht in der Kirche. Von den Wirtsleuten, bei denen wir feierten, bekam ich ein Buch geschenkt, das ich mir schon unzählige Male in der Bücherei ausgeliehen hatte und wirklich liebte – ein Lieblingsbuch eben, das meine Eltern mir nie gekauft hatten, weil es ein ziemlich teurer Bildband war. Das war für mich ein ganz besonderes Geschenk an diesem Tag, von Menschen, die gar nicht mit mir verwandt waren und von denen ich überhaupt nicht mit einem Geschenk gerechnet hatte. Ansonsten bekam ich damals leider ganz viele Sachen für die sogenannte Aussteuer (zum Beispiel Kuchenschaufeln) – total sinnvolle Dinge aus Sicht eines neunjährigen Kindes, aber so war das damals. Außerdem mehrere Erstkommunion-Fotoalben, einen Füller aber auch eine schöne Kette. Von meinem heutigen Schwager erhielt ich meine erste „richtige“ Bibel. Auf die war ich sehr stolz und ich besitze sie bis heute.

Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum ich gar nicht von meiner Kerze erzählt habe, das liegt daran, dass wir die nicht selbstgebastelt, sondern einfach eine fertige gekauft haben und sie mir deshalb auch nicht so besonders am Herzen lag. Ich weiß noch, dass sie obenherum einen Wachsauffänger hatte und unten aus Stoff so eine Art Röckchen. Wenn ihr mal eine Geschichte über eine Erstkommunionkerze hören wollt, die ihrem Besitzer wirklich viel bedeutete, dann kann ich euch das Buch „Philipp hat Glück“ von Paul Maar empfehlen. Möglicherweise können euch Groß- oder Urgroßeltern noch ähnliche Geschichten von ihrer Erstkommunion erzählen.

Weil wir eine Johannes-Kirche haben, möchte ich euch noch kurz wenigstens vom Johannestag und dem Johannesfeuer erzählen. Am 21. Juni begehen die Menschen die Sommersonnwende. Das ist der längste Tag und die kürzeste Nacht im Jahr (vielleicht erinnert ihr euch: am 21. Dezember ist der kürzeste Tag und die längste Nacht des Jahres). Kurz danach ist das Fest des Heiligen Johannes des Täufers am 24. Juni. In der Nacht davor brennen vielerorts (zumindest in normalen Jahren ohne Pandemie) die sogenannten Johannesfeuer oder auch Sonnwendfeuer. Das Feuer erinnert an Jesus, unsere Sonne, unser Feuer und auch an Johannes, der Wegbereiter und Vorläufer Jesu, der ihn taufte. Im Lobgesang von Johannes` Vater Zacharias heißt es: „Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes.“ Mit dem aufstrahlenden Licht war Jesus gemeint. Wenn wir nun das Feuer sehen, erinnert es uns an Jesus, unser Licht. (Viele sagen auch Johannisfeuer – deshalb nennen Menschen unsere Kirche auch fälschlicherweise immer wieder Johanniskirche, lasst euch davon nicht irritieren. Sie heißt St. Johannes.)

Allen Erstkommunionkindern einen schönen Erstkommuniontag, der euch immer in positiver Erinnerung bleiben soll und allen anderen einem schönen längsten Tag des Jahres mit hoffentlich vielen Sonnenstunden!

Eure Alexandra Wieland

Kinderbrief: Erstkommunion