Kinderbrief: Das Weihnachtsschwein

Liebe Kinder,

liebt ihr Geschichten auch so sehr, wie ich? Die Phantasie nimmt einen mit auf eine Reise in fremde Welten und man erlebt die größten und spannendsten Abenteuer mit.

Dieses Jahr lag an Heilig Abend ein Geschenk für die ganze Familie unter dem Christbaum: Das Buch „Jacks wundersame Reise mit dem Weihnachtsschwein“ von Joanne K. Rowling.

Ich habe das Buch vorgelesen und es war einfach toll. Jack hat ein Kuscheltier, das ihn schon viele Jahre seines Lebens überall hin begleitet. Sein Schwein genannt „DS“ ist immer mit dabei: Beim ersten Schultag, im Urlaub, im Bett. DS ist sein bester Freund und „hört“ sich all seine Sorgen an. Natürlich geht er auch mal verloren, z.B. am Strand, aber die Familie findet ihn immer wieder. Als Jack`s Eltern sich trennen, er umzieht und in eine neue Schule kommt, ist DS natürlich wieder besonders gefragt.

An Heilig Abend machen sich die Großeltern, Jack und seine neue Stiefschwester auf den Weg in die Stadt, um einen neuen Engel für den Christbaum zu kaufen. Am Heimweg kommt es zum Streit zwischen den Kindern und das Mädchen packt DS und schleudert ihn bei voller Fahrt, mitten auf der Autobahn, aus dem Autofenster. Obwohl sich der Opa sofort auf die Suche macht, bleibt DS verschwunden. Jack ist todunglücklich und seine Schwester begreift, dass sie einen großen Fehler begangen hat. Sie besorgt ein neues Schwein, quasi DS in neu, aber dieses Weihnachtsschwein kann den besten Freund natürlich nicht ersetzen. (Vielleicht habt ihr das auch schon einmal erleben müssen, das Lieblingskuscheltier ging kaputt oder verloren und wurde durch ein Neues ersetzt, das aber völlig falsch gerochen und sich angefühlt hat? Eben doch nicht dasselbe war?)

Nun beginnt das eigentliche Abenteuer – nachts werden nämlich die Dinge in Jacks Zimmer lebendig, auch das Weihnachtsschwein und es nimmt Jack mit in das Land der verlorengegangenen Dinge (genannt: Verschusselt), um DS zu suchen. Es stellt sich die Frage, wo er wohl gelandet sein mag, denn in Verschusselt gibt es verschiedene Orte, je nachdem welchen Wert die verlorene Sache für ihren Besitzer hat: Ausgedient (Dinge, die keiner vermisst), Leider-weg (der Mensch hat gemerkt, dass der Gegenstand verlegt ist und sucht), Vermisst (diese Dinge sind einem schon wichtiger, man will sie unbedingt wieder haben: z.B. wertvolle Sachen, wie Schmuck oder auch Hoffnung, Glück, Macht, Ehrgeiz, Prinzipien), außerdem gibt es die Ödnis der Unbeweinten (alles, was keiner vermisst, oder von dem nicht einmal jemand gemerkt hat, dass es fehlt, was keiner mehr braucht oder haben will) und zuletzt die Insel der Geliebten (hier sind ganz viele Spielsachen, Dinge mit besonderem Wert für ihre Besitzer, die geliebt und schmerzlich vermisst werden, Dinge, deren Wert sich nicht unbedingt an ihrem Einkaufspreis messen lässt, auch Selbstgebasteltes). Na, habt ihr schon eine Idee, wo DS gelandet sein könnte?

Wir fanden die Reise mit Jack durch das Land Verschusselt unglaublich spannend und es hat mich auch sehr nachdenklich gestimmt: Wie gehe ich mit meinen Sachen um? Ist es mir egal, wenn etwas verlorengeht? Ersetze ich es einfach? Was brauche ich wirklich? Würde es etwas ändern, wenn die Dinge, die ich achtlos wegwerfe tatsächlich in eine Ödnis der Unbeweinten kämen? Ich kam ins Grübeln über Achtlosigkeit und über Nachhaltigkeit. Und ich lernte neu die Macht der Hoffnung und der Liebe kennen.

Dieses Buch war einfach toll und muss nicht unbedingt an Weihnachten gelesen werden. Vor allem, wenn ihr auch ein Lieblingskuscheltier habt, so wie ich früher. Ich hatte zu meiner Geburt einen Hund geschenkt bekommen, der überall dabei war. Bis heute ist er auf unserem Familienfoto vom Fotografen verewigt, weil er für mich einfach dazugehörte. Irgendwann war er plötzlich weg. Später habe ich herausgefunden, dass er meiner Mama zu schmutzig und kaputt war und er deshalb entsorgt wurde – ich habe ihn sehr vermisst und beweint. Für ihn wäre es schön, wenn es Verschusselt wirklich gäbe, denn ich wüsste genau, wo er leben würde.

 

Liebe Grüße

Eure Alexandra Wieland

Kinderbrief: Das Weihnachtsschwein