Was macht eigentlich unser Kirchenpfleger?

Ansichtlich der Wahl der Kirchenverwaltung haben sich Kirchenpfleger und Kirchenmusiker über die Arbeit der Kirchenverwaltung unterhalten.

Thomas Reuter, Kirchenmusiker (TR): Herr Schuster, diesen Herbst stehen ja noch die Wahlen zur Kirchenverwaltung an. Der Laie weiß meist nur, dass das „irgendwas mit Geld“ zu tun hat. Was macht die Kirchenverwaltung wirklich?

Leonhard Schuster, Kirchenpfleger (LS): Vielleicht sollte man zuerst erklären, wozu das Vermögen einer Pfarrei da ist: Es soll die Feier der Gottesdienste, die Glaubensverkündigung und den Dienst am Nächsten sicherstellen. Das Vermögen von Pfarreien ist in Kirchenstiftungen eingebracht. Die Kirchenverwaltung ist gesetzlicher Vertreter von Kirchengemeinde und Kirchenstiftung in Vermögensangelegenheiten. Sie kümmert sich gemeinsam mit der Erzbischöflichen Finanzkammer um die Finanz- und Vermögensverwaltung einer Pfarrei.

TR: Was machen Sie also praktisch?

LS: Wir sind zuständig für Planung, Einrichtung, Ausstattung und Unterhalt sowohl der Kirche als auch ihrer Gebäude, also Pfarrzentrum und Kindergarten. Das heißt, wir finanzieren Anschaffungen, kümmern uns um Arbeitsschutzmaßnahmen, um die Sicherheit von Elektroanlagen und so weiter. Wir schließen Mietverträge, planen und finanzieren Baumaßnahmen. Wir sind außerdem verantwortlich für alle Personalangelegenheiten. Jedes Kirchenverwaltungsmitglied hat eigene Aufgabenfelder. Bei all unseren Tätigkeiten müssen wir darauf achten, dass nach kirchlichen und staatlichen Vorschriften eine sparsame Verwaltung des Kirchenstiftungs-Vermögens gewährleistet ist.

TR: Ihre Amtsbezeichnung ist „Kirchenpfleger“. Inwiefern hat das mit der Kirchenverwaltung zu tun?

LS: Die Kirchenverwaltung wird alle sechs Jahre neu gewählt und besteht bei uns aus sechs Mitgliedern. Der Vorsitzende des Gremiums ist der Pfarrer – er wird natürlich nicht gewählt. Ein weiteres, nicht gewähltes Mitglied ist immer der oder die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats. In der konstituierenden Sitzung wählt die Kirchenverwaltung den Kirchenpfleger. Er ist der Finanzverwalter innerhalb der Stiftung mit größeren rechtlichen Befugnissen – als Kirchenpfleger kann ich also z.B. Handwerkerrechnungen über kleinere Beträge alleine anweisen. Also wenn der Pfarrer mal nicht da ist oder so. Im Normalfall unterschreibt der Pfarrer alles, was mit der Pfarrei zu tun hat.

TR: Wie wird innerhalb der Verwaltung über Vermögensangelegenheiten entschieden?

LS: Ganz demokratisch, es gilt die Mehrheitsentscheidung. Im Unterschied zu anderen kirchlichen Gremien hat der Pfarrer bei uns kein Vetorecht. Es kann also normalerweise kein Geld ausgegeben werden, dessen Verwendung nicht vorher im Verwaltungsgremium beschlossen wurde – jede größere Ausgabe ist beschlusspflichtig und im Haushalt geplant.

TR: Die Kirchenverwaltung stellt vermutlich auch den Haushaltsplan auf.

LS: Richtig. Auf Grundlage der Jahresrechnung wird zum Jahresanfang der Haushaltsplan aufgestellt – je nach Weisung aus Bamberg manchmal auch für zwei Jahre. Aufgelistet werden alle Einnahmen und Ausgaben, darunter auch die Gehälter der Angestellten – außer der Seelsorger-Gehälter, die direkt von der Diözese bezahlt werden. Jahresrechnung und Haushaltsplan müssen zwei Wochen zur Einsichtnahme im Pfarrbüro ausliegen – das wird vorab jeweils im Schaukasten angekündigt. Anschließend wird beides zur Genehmigung an die Stiftungsaufsichtsbehörde, also die Erzbischöfliche Finanzkammer geschickt.

TR: Wem kommen Haushaltsgelder zugute?

LS: Zunächst einmal der Pfarrei allgemein, da ja sämtliche Ausgaben der Pfarrei aus dem Haushalt finanziert werden. Darüber hinaus werden diverse Gruppierungen der Pfarrei, soweit erforderlich, unterstützt. Von den gesammelten Caritas-Spenden bleiben 40 % in unserer Gemeinde zur Unterstützung bedürftiger Mitbürger, 60% davon gehen an die Caritas.

TR: Worin besteht das Vermögen der Pfarrei und wodurch entsteht es?

LS: Das Vermögen der Pfarrei besteht in erster Linie aus unserer Kirche, den Gebäuden des Pfarrzentrums und des Kindergartens. Außerdem besitzt die Pfarrei ein paar wenige Immobilien vor Ort (uns gehört die DJK-Halle und das Sportgelände) und auch Barvermögen. Das Vermögen entsteht durch Anteile am Kirchensteueraufkommen, die jede Pfarrei nach einem eigens errechneten Schlüssel von der Diözese erhält. Daneben gibt es Spenden wie die Sonntagskollekte, die aber seit Jahren rückläufig ist, und dem Kirchgeld.

TR: Man hört immer wieder, dass die kirchlichen Kindergärten größtenteils von den Gemeinden finanziert werden. Ist dies so?

LS: An den Baukosten war die Pfarrei mit mehr als einem Drittel beteiligt. Die laufenden Betriebs- und Personalkosten werden zum großen Teil durch öffentliche Zuschüsse von Stadt, Bezirk und Land gedeckt. Der Rest ergibt sich über die Beiträge der Eltern. Die recht aufwendige Verwaltung übernimmt seit einigen Jahren eine zentrale Stelle in Fürth, die alle katholischen Kindergärten im Dekanat betreut: die Kosten dafür trägt zum Teil die Erzdiözese Bamberg.

TR: Was sind denn eigentlich die Voraussetzungen, die ein Mitglied der  Kirchenverwaltung haben sollte?

LS (lacht): Gesunden Menschenverstand! Dass man mit fremden Sachen genauso umgeht wie mit den eigenen, sollte selbstverständlich sein. Wir hier in St. Johannes haben Glück, dass in der derzeitigen Verwaltung Mitarbeiter unterschiedlicher Berufe vertreten sind, die ihr Können und Wissen entsprechend einbringen. Alle sind sehr engagiert, wir wissen, dass wir uns wirklich aufeinander verlassen können.

TR: Was sind denn die großen Aufgaben für die neue Kirchenverwaltung in den Jahren 2019 bis 2024?

LS: Die Arbeit wird uns schon nicht ausgehen. Unsere Kirche kommt in die Jahre, die Zahl der Katholiken sinkt, die Pfarreien werden neu strukturiert – man wird sich wohl oder übel mit der Renovierung und Umgestaltung der Pfarrkirche befassen müssen. Das muss organisiert werden, es wird teuer werden und es wird viel Arbeit geben. Aber wir haben ja die Kosten für die Orgelrenovierung in überraschend kurzer Zeit zusammen gehabt, weil viele Leute sehr bereitwillig gespendet haben. Das stimmt mich doch eher optimistisch.

Quelle/Vorlage: Gabriele Wenng-Debert,
Pfarrei St. Johann Baptist, Gröbenzell

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