Jahreskrippe: 50 Jahre Wallfahrt

Seit nunmehr 50 Jahren macht sich die Pfarrei St. Johannes einmal im Jahr auf eine Wallfahrt nach Gößweinstein. Anlass für unsere Krippenbauer, dieses Ereignis einmal in ihrer Jahreskrippe nachzubauen.

Aufmerksame Betrachter erkennen natürlich Versatzstücke aus ganz anderen Zusammenhängen. Zum Beispiel lassen sich die Wallfahrer heute keine Tonsur (Kahlkopf mit Haarkranz) mehr schneiden und Wallfahrerinnen wurden schon lange nicht mehr verschleiert gesichtet. Sei’s drum: Wallfahren hat lange Tradition.


Dazu ein passender Artikel aus dem Pfarrbrief „Kontakte“

50 Jahre Fußwallfahrt nach Gößweinstein

Die Fränkische Schweiz – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 1967. Eine 8-köpfige Wallfahrertruppe aus Oberasbach schickte sich an, eine Tradition zu beginnen. Initiiert vom ersten Pfarrer der noch jungen selbständigen Pfarrei St. Johannes, Hermann Spies, der – wie alte Schriften es wiedergeben – „notfalls auch allein mit dem Vortragekreuz losgegangen wäre, wie Don Camillo“, machten sie sich am Samstag, den 10. Juni auf den Weg der ersten Fußwallfahrt nach Gößweinstein. Die ganze Strecke von Oberasbach nach Gößweistein und zurück zu laufen, das war an einem Wochenende nicht zu schaffen. Deshalb ging es zuerst mit dem Auto nach Hüttenbach, wo die Fahrzeuge bis Sonntagnachmittag stehen bleiben sollten. Für die Wallfahrer der ersten Stunde war die Teilnahme an Hin- und Rückweg selbstverständlich. Da in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts eine solche Autofahrt noch eine geraume Zeit in Anspruch nahm, brach man bereits um fünf Uhr morgens auf.

Das ist heute – 50 Jahre später – schon um Einiges einfacher. Heutzutage beginnt die Fußwallfahrt mit einer Morgenandacht und dem Pilgersegen durch Pfarrer Stepper in unserer Marienkapelle. Die anschließende Autofahrt nach Hüttenbach geht ziemlich flott über die Autobahn, so dass dort bereits kurz nach 7:00 Uhr der Abmarsch erfolgen kann. Der Weg führt über Hiltpoltstein (Brotzeitrast) zur Reichelsmühle (Mittagspause), weiter über Leimersberg (Andacht in der Kapelle) bis zur Ankunft in Gößweinstein gegen 16:30 Uhr. Dort werden wir von einem Pater abgeholt und in die Basilika einbegleitet. Wer nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist, kann mittlerweile auch nur eine Teilstrecke mitlaufen, beispielsweise ist nach der Mittagsrast in der Reichelsmühle ein beliebter Startzeitpunkt und -ort für Teilzeitwallfahrer.

Erster Gang immer in die Basilika

Nach der Ankunft in Gößweinstein wird es der eine oder andere tatsächlich so empfinden, wie es der Verfasser des Berichts über die erste Fußwallfahrt ausgedrückt hat: „Der erste Gang führte in die Basilika und ich glaube, daß einige von uns das Gefühl hatten, richtig zu Hause angekommen zu sein, obwohl wir den ganzen Tag von daheim weggewandert waren“.

Die Fußwallfahrt nach Gößweinstein bietet viele schöne Momente. Miteinander ein Ziel anzusteuern, sich über „Gott und die Welt“ zu unterhalten, die Natur zu genießen. Es geht über Berge (wohl eher sanfte Hügel) und durch schöne Täler (das Trubachtal, immer wieder ein Genuss, ihm zu Fuß zu folgen). Eigentlich eine ganz normale Wanderung, damals wie heute. Eigentlich … Und doch ist so manches besonders. Da sind zum einen die Streckenabschnitte mit gemeinsamen Rosenkranzgebeten („In Zweiereihen aufstellen! Rechte Seite beginnt, linke antwortet. Wechsel beim nächsten Gesätz“), welche auch heute noch, wie schon für die Wallfahrerpioniere vor 50 Jahren, ein Wegbegleiter sind. Als weitere spirituelle Momente sind im Laufe der Jahre ein kurzes Innehalten in der Kapelle von Hundsdorf und die bereits erwähnte Andacht in Leimersberg hinzugekommen.

Liebgewonnene Traditionen

Es wird aber nicht nur gebetet und gesungen, es bleibt für unterwegs oder während der Pausen ausreichend Zeit, sich mit anderen auszutauschen, es kann schon das Gefühl aufkommen, dass man im Laufe des Tages „zusammenrückt“. Dazu haben sich über die Jahre hinweg viele liebgewonnene Gewohnheiten eingeschlichen, es werden alljährlich an gegebener Stelle an frühere Irrläufe einzelner Wallfahrer erinnert, ja, es wird sogar immer an der gleichen Stelle ein „traditioneller“ Witz erzählt. Aber bei guter Stimmung kann ein traditioneller Witz selbst beim einunzwanzigsten Mal noch zum Mitlachen anregen. Auch kulinarische Genüsse sollen nicht verschwiegen werden, hier ist besonders der selbstgebackene Kuchen der Familie Körber, Nachkommen des Erbauers der Leimersberger Kapelle, hervorzuheben, der uns nach der Andacht serviert wird.

Nun ist also im Jahre 2017 die Jubiläumswallfahrt angesagt. Der Mathematiker wird jetzt vielleicht nachrechnen – „1967 das erste Mal, hmm, da hätte ja schon letztes Jahr das 50ste Mal gewesen sein müssen“. Tatsächlich befindet sich im Jahr 1975 eine Lücke in der älljährlichen Wiederkehr der Wallfahrt. Sie ist nicht etwa buchstäblich „ins Wasser gefallen“, wie manch einer jetzt glauben könnte. Nein, eine/n echte/n Fußwallfahrer/in bremst weder ein Regenschauer, auch nicht ein ganztägiger Schnürlesregen aus. Und selbst wenn der Regen einmal fast waagrecht von der Seite kommt (hat es alles schon gegeben!), geht sie/er guten Mutes dem Ziel Gößweinstein entgegen.

Des Rätsels Lösung: bis 1975 waren die Wallfahrer an einem Wochenende von Mitte Juni bis Mitte Juli unterwegs, also genau um das Wochenende herum, auf das heutzutage das alljährliche Pfarrfest fällt. Und der Kenner der Pfarreihistorie wird sich sicher daran erinnern, dass unsere St. Johanneskirche 1975 eingeweiht wurde. Damit nun Pfarrfest und Fußwallfahrt nicht zeitlich zusammenfallen, wurde beschlossen, ab dem darauffolgenden Jahr immer das letzte (vollständige) Septemberwochenende vorzusehen.

Einige „specials“ zur 50. Wallfahrt

Nun soll sich die Jubiläumswallfahrt zwar im Wesentlichen nicht von ihren Vorgängerinnen unterscheiden. Aber so ganz „gewöhnlich“ soll sie doch nicht ablaufen, einige kleinere und vielleicht sogar größere „highlights“ sind angedacht. Aber noch soll nicht alles schon verraten werden, nur soviel: wer sich auch dieses Jahr wieder, oder vielleicht auch zum ersten Mal, mit auf den Weg nach Gößweinstein macht – auf welche Weise auch immer – kann in der „Stammwirtschaft“, dem „Gasthof Fränkische Schweiz“, einen Blick in die Wallfahrtschronik, mit Berichten und ein paar Fotos, werfen. Bei dem einen oder der anderen können dann schon einige Erinnerungen wachgerufen werden. Zumindest aber kommt für jeden Begutachter die eine oder andere interessante oder sogar witzige Anekdote zum Vorschein. Und wer dann immer noch glaubt, eine Fußwallfahrt sei eine bierernste Angelegenheit, der hat dann einfach nicht richtig hingeschaut.

Zu guter Letzt sei einem ganz besonders gedankt, einem, der uns all uns all die Jahre begleitet hat und in dessen Namen und unter dessen Schutz wir gelaufen sind, dafür, dass wir all die Jahre unfallfrei nach Gößweinstein und zurück gekommen sind.

Gerhard Baumgartl, Wallfahrtsleiter

stellvertretend auch für die früheren Wallfahrtsleiter: Pfr. Hermann Spies (bis 1993)
Hermann Wittmann (1994 bis 2013)

Jahreskrippe: 50 Jahre Wallfahrt

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