Impuls: Halb voll oder halb leer?

Halb voll oder halb leer?

Die wohlbekannte Frage; ob ein Glas halb voll oder halb leer ist, wird gerne herangezogen, um herauszufinden, ob jemand optimistisch oder pessimistisch durchs Leben geht, zum Beispiel beim Finanziellen: Jemand, der das Glas halb leer sieht, hätte gerne ein volles Glas mit Geld. Andere sind zufrieden mit dem halb vollen Glas und damit, dass sie finanziell gut durchs Leben kommen, sich aber nicht alles leisten können.

In der Bibel finden wir das Bild vom vollen Glas wieder, aber ganz anders:

„Gebt, und es wird euch gegeben werden: ein gutes, gedrücktes und gerütteltes und überlaufendes Maß wird man in euren Schoß geben […].“ (Lk 6,38)

Jesus geht es nicht um das volle Glas im menschlichen Sinn: alles haben zu wollen, damit man sich keine Sorgen machen muss. Mit dem Besitz fangen die Sorgen nämlich erst an, weil man Angst davor hat, ihn zu verlieren. Das volle Glas ist von Gott gar nicht vorgesehen. Vielmehr ist es sogar geboten, etwas abzugeben – es gibt ja nicht wenige, deren Glas viel weniger voll oder fast leer ist.

Wenn man – so Jesus – vom irdischen Besitz loslässt, bekommt man von Gott etwas, das viel mehr ist. Jesus verwendet das Bild von einem Maß, das nicht nur voll ist, sondern übervoll. Man denke an einen Messbecher, in dem Getreidekörner gemessen werden: Die Gabe Gottes ist nicht einfach eingefüllt, sondern Gott drückt zusätzlich noch oben drauf, er rüttelt den Messbecher, damit noch mehr hineinpasst, und zu guter Letzt läuft das Maß sogar über.

Tobias Herber

 

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