Noli me tangere – Rühr mich nicht an
Gerade in unserer aktuellen, ungewissen Zeit mag das „Halleluja“ zu Ostern verhaltener erklingen als sonst. Ist alles schon gut, nur weil wir in der Liturgie die Auferstehung gefeiert haben? Wohl eher nicht. Auch in den biblischen Erzählungen gibt es diese leiseren Töne ohne große Jubelrufe.
Maria Magdalena erfährt am Ostermorgen Ähnliches, so erzählt es das Johannesevangelium. Sie erkennt ihren geliebten Jesus nicht und hält ihn zunächst für den Gärtner. Und als er sie mit ihrem Namen anspricht, ergänzt er gleich: „Rühr mich nicht an, halte mich nicht fest,“ lateinisch „Noli me tangere“, ein Titel, der über vielen künstlerischen Werken steht.
Auch Albrecht Dürer hat das in seiner Kleinen Passion so dargestellt: Der auferstandene Jesus als Gärtner mit lustigem Schlapphut, aber keine intensive Umarmung zwischen beiden Personen, keine erkennbare Wiedersehensfreude. Es ist nicht mehr einfach wie vorher, Jesus lässt sich nicht festhalten.
Die Zeit des Meister-Schüler Verhältnisses geht irgendwann vorbei, jetzt gilt es, selbst zu werden, der man oder frau ist. Und aufmerksam zu sein, wenn man dem Auferstandenen begegnet in leuchtenden Momenten unseres Lebens.
Urban Führes
nach einer Idee von Veronika Hoffmann in „Christ in der Gegenwart“ 14/2024
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