St. Martin – eine offene Schale
Wenn ich eine Schale beschreiben sollte, würde ich das mit folgenden Worten tun: sie ist rund, hat nach oben eine Öffnung und nach unten einen festen Boden. Sie ist entweder leer und kann gefüllt werden oder sie ist voll und man kann aus ihr etwas herausnehmen und verteilen.
Offene, leere und gefüllte Schalen begegnen mir auch, wenn ich auf die Lebensgeschichte des Hl. Martin schaue, dessen Fest wir am 11.11. in unserer Gemeinde mit Martinimarkt, Laternenzug und Martinsspiel begehen.
Am bekanntesten ist die Geschichte des Mantelteilens. Der in Frankreich in der Stadt Amiens lebende Bettler hält den Menschen seine offenen Hände, seine leere Schale hin und sehnt sich danach, dass diese gefüllt wird. Der römische Soldat Martinus sieht diesen frierenden Mann, hat Mitleid mit ihm und teilt ohne großes Nachdenken seinen weiten Mantel, der ihm nicht einmal gehörte.
Weniger bekannt ist, dass Martin bereits in seiner Jugend gegen den Willen der Eltern sich von Gott ansprechen ließ und Christ wurde. Er war erfüllt von dem Wort und der Liebe Gottes, die ihm geschenkt wurde. Er spürte immer mehr, dass eine christliche Lebensführung und das Soldatsein nicht zusammenpassten. So quittierte er seinen Dienst, öffnete sich immer mehr für die Botschaft Gottes und füllte seine Lebensschale mit christlichen Werten.
Als er den Wunsch der Menschen von Tours vernahm, die ihn zu ihrem Bischof haben wollten, ließ er sich nach anfänglichem Zögern dazu überreden und stellte sich dieser Aufgabe. Die Menschen spürten, dass er von Gott erfüllt war und dass er die erfahrene Liebe nun weitergab an sie.
So ist der Hl. Martin für mich ein Vorbild, das mich anregt, offen zu sein wie eine leere Schale, gefüllt zu werden durch Gottes Wort und Liebe, um diese erfahrene Liebe dann bereitwillig an andere weiterzugeben, die meine Hilfe brauchen.
Elisabeth Bockisch
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