Weihnachten
„Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll. Heute ist in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.“
Lk 2, 10-12
Was ist das für eine Geschichte, in der dieses Zeichen steht? Hirten bei ihren Herden, ein Kind wie jedes andere, eine Futterkrippe in einem ärmlichen Stall – das ist das Bild, in dem sich Gottes menschlicher Weg zuerst spiegelt. Was sagt uns dieses Bild? Hilft es uns auf unserem Weg in der Frage, was ist das für ein Gott? Unverkennbar ist dies: Von Gott reden, mit Gott rechnen, mit Gott Ernst machen, kann nach dieser Erzählung nur heißen, ihn auf Erden, als Wegbegleiter mitten unter uns zu suchen. Gott hat den Himmel verlassen und ist auf Erden Mensch unter Menschen.
Verstehen wir dieses Zeichen? Gott ein Menschenkind. Ein Kind will uns lehren, dass wir alle voneinander leben und dass wir aufeinander angewiesen sind. Mitten in diesem Angewiesensein ist Gott da.
Wollen wir ihm begegnen, dann werden wir den Nachbarn, den Bruder, den Mann, die Frau, den Freund, den Feind, den Unbeliebten in seinem Glück und seiner Plage annehmen. Denn Gott möchte, dass wir miteinander gut leben können, indem wir uns gegenseitig das Leben gewähren.
Gott ein Menschenkind. Verstehen wir dieses Zeichen? Ein kleines Kind kann man nicht beeindrucken. Alles wird für ein Kind erst groß, wenn es erfährt, dass wir uns ihm selbst geben. Es lebt davon, dass wir uns ihm ganz schenken. So wird das Erkennungszeichen, das die Hirten in der Erzählung bekommen, zu einem Zeichen für Gott in unserem Leben.
Ihr werdet heute Gott finden in einem Menschen, der seine Not mit sich hat. Hilf ihm, das ist Weihnachten!
Ihr werdet heute Gott finden in einem Fremden, der auf ein gutes Wort wartet. Sag es ihm, das ist Weihnachten!
Ihr werdet heute Gott finden in einem Glücklichen, der seine Freude teilen will. Freue dich mit ihm, das ist Weihnachten!
Weihnachtsabend, Lichter, die alten Erzählungen, die vertrauten Lieder: Ja, das alles darf sein! Aber das Zeichen des Kindes macht deutlich, wir brauchen Gott nicht im Jenseits zu suchen. Er ist da, er ist nahe wie ein Kind – wie dein Kind.
Frohe, gesegnete Weihnachten!
Manfred Boretzki
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