Impuls: Richten oder Aufrichten

Richten oder Aufrichten

Bild: Martin Manigatterer
In: Pfarrbriefservice.de

Glaubenssätze fallen nicht vom Himmel, sondern werden von Menschen auf Grund ihrer Erfahrungen mit der göttlichen Wirklichkeit aufgeschrieben und weitergegeben. So auch unser Glaubensbekenntnis. Und es ist möglich, dass Menschen vor vielen Jahrhunderten anders dachten und Begriffe unterschiedlich besetzt waren, wie z.B. das Richten.

„… von dort (vom Himmel) wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten“, so heißt es in unserem Credo. Schaut man in die Lebensgeschichte Jesu, so ist das mit dem Richten gar nicht so sein Ding: er richtet nicht die Ehebrecherin, nicht den Zöllner Zachäus und der Evangelist Johannes zitiert ihn mit dem Satz: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.“

Vielmehr sind zahlreiche Stellen überliefert, wo Jesus Menschen „aufrichtet“, die Gelähmten und Blinden, die Aussätzigen und Ausgestoßenen. Wenn wir Christus als das uns zugewandte Gesicht Gottes erfahren, dann dürfen wir glauben und hoffen, dass auch Gott am Ende der Zeit eher aufrichtet als richtet.

Wollen wir im Gottesdienst zu dieser Zeile des Credos nicht schweigen, können wir in einem reifen Glaubensverständnis mit einer kleinen Vorsilbe unseren persönlichen Glauben zum Ausdruck bringen: „Von dort wird er kommen, aufzurichten die Lebenden und die Toten.“                  

Urban Führes

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