Impuls: Still werden

Still werden, still sein und warten…

Es ist schon einige Zeit her. Ich war mit meiner Familie auf einem Südtiroler Bauernhof in Urlaub. In der Nähe des Hofes stand ein wuchtiger Kastanienbaum, am Stamm lehnte eine Bank. Diesen Ort habe ich für mein Abendgebet ausgewählt. Einmal kam mir der Gedanke: Warum nutzt du nicht die Gelegenheit einfach vor Gott zu verweilen? Dieses Ereignis war für mich eine so einschneidende Erfahrung, dass ich es bis heute nicht vergessen habe. Ein später entdeckter Text von Sören Kierkegaard unterstreicht das Erlebte:

 

Als mein Gebet

immer andächtiger und innerlicher wurde,

da wusste ich immer weniger zu reden.

 

Schließlich wurde ich ganz still.

Was möglicherweise

noch ein größerer Gegensatz

zum Reden ist:

ich wurde zu einem Hörer.

 

Zuerst meinte ich, Beten sei Reden.

Doch dann lernte ich,

Beten ist nicht einfach Schweigen,

sondern hören.

 

So ist es:

Beten bedeutet nicht,

sich selbst reden zu hören.

Beten bedeutet:

Still werden, still sein und warten,

bis der Betende Gott vernimmt.

 

Manfred Boretzki

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