Impuls: Negative Theologie

Negative Theologie

Bild: Christian Schmitt in pfarrbriefservice.de

Die Ausbreitung des Christentums beginnt mit einer Leerstelle. Ein offenes Grab ohne Leichnam wird zum Ausgangspunkt der größten Weltreligion. In den Evangelien beschreiben die Engel am Morgen der Auferstehung das, was nicht da ist: „Er ist NICHT hier“.  (Mt 28, 6)

Tage später wird der „ungläubige Thomas“ von Christus hören: „Selig sind die, die NICHT(s) sehen und doch glauben“. (Joh 20, 29)

Die Religionen haben sich immer wieder damit beschäftigt, welche Aussagen über Gott mit unserer Sprache überhaupt möglich sind. Die negative Theologie greift dies auf. Negativ bedeutet hier nicht abwertend, sondern erkennt an, dass in allen positiven Aussagen die Gefahr liegt, sich Gott nach den eigenen Bedürfnissen zurechtzulegen.

Unsere Rede von Gott in menschlichen Bildern oder abstrakten Begriffen kann nur vorläufig sein. Gott entzieht sich allen Versuchen ihn zu begreifen.

Negative Theologie ist keine Erfindung unserer Tage. Schon der Mystiker Meister Eckhart schreibt im 13. Jahrhundert: „Alle jene Bilder und Vorstellungen sind der Balken in deinem Auge. Drum wirf sie hinaus. Ja selbst deines gedachten Gottes sollst du quitt werden, aller deiner doch so unzulänglichen Gedanken und Vorstellungen über ihn wie: Gott ist gut, ist weise, ist gerecht, ist unendlich. Gott ist nicht gut, ich bin besser als Gott; Gott ist nicht weise, ich bin besser als er … Alles was du da über deinen Gott denkst und sagst, das bist du mehr selber als er.“

Der große Theologe Karl Rahner hat das so zusammengefasst: „Glauben heißt: Die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang aushalten.“

Urban Führes

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