Reinigung und Wiedergeburt
Zu Beginn des Johannesevangeliums werden zwei Begebenheiten beschrieben, die scheinbar keinen Zusammenhang haben, uns aber auf unserem geistlichen Weg eine Orientierung geben können.
Die erste Erzählung ist die Tempelreinigung: Jesus treibt die Händler, Geldwechsler und Verkäufer aus dem Tempel. Die nachfolgende Erzählung berichtet von der Begegnung Jesu mit Nikodemus. Jesus sagt zu ihm: Du musst wiedergeboren werden, um das Reich Gottes zu sehen.
Beide Erzählungen zusammen gelesen geben Hinweise, wie ein innerer Weg, ein geistlicher Weg eines Christen auch in unserer Zeit aussehen kann. Den Tempel zu reinigen ist ein inneres Loslassen vieler Dinge, die den eigentlichen Inhalt unseres Tempels, unserer Seele verstellen. Es ist ein Leerwerden, damit diese größere Wirklichkeit, die wir Gott nennen, diesen Raum füllen kann. Die Wiedergeburt meint keine zweite Geburt als Säugling, wie es Nikodemus erst vermutet. Es ist vielmehr die Geburt aus dem Geist, die Wahrnehmung dieses „Gottesfünklein“, das Keimen des göttlichen Samenkorns, das in allen Menschen angelegt ist. Es ist die Wiederentdeckung jenes ursprünglichen Zustands, in dem der Mensch mit Gott und mit sich eins ist.
Reinigung und Wiedergeburt sind Stationen eines Weges, auf dem etwas deutlich werden kann, das hinter allen Begriffen und Bildern von Gott existiert. Jesus nennt es das Reich Gottes.
Urban Führes
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